Mi. Mai 8th, 2024
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Cubus (c) Bernhard Mrak

„Cubus“ (daskunst) ///

Verwirrspiel mit Schildkröteneinlage /// Johannes Siegmund ///

Die Versuchsanordnung ist einfach: ein weißer Würfel und eine Frau, die raus will, raus aus dem Wahnsinn, der durch die Türen in das sterile Theaterlabor gespült wird. Zwei Polizist_innen, die Ärztin, der koksende Politiker und die Innenraumausstatterin eröffnen in hohem Tempo ein konventionelles Gesellschaftspanorama. Da bleibt keine Zeit für Reflexionen und auch das Zwischenspiel mit der von Aslı Kışlal mit gekonntem Tick gespielten Psychiaterin schafft keine Klarheit: Sprudeln diese Figuren nur aus ihrem Unterbewusstsein oder sind sie echt? Also klammert sich die Frau an den Gedanken einen Ausweg zu finden, eine Tür, die sich nur für sie öffnet. Aber die Wände sind fugenlos und undurchdringbar. Alev Irmak spielt die Protagonistin, die letztendlich ihren Namen vergisst, und sie hält, zwischen Wut, Verzweiflung und Unglauben hin und her gerissen, die Spannung.

Für das neue Stück „Cubus“ hat der Theaterverein „dasKunst“ Jim Hensons Film von 1969 neu ausgelegt. Mit viel Absurdität und surrealer Fantasie braust das Stück durch die Szenen und  hätte nur manchmal einen abwechslungsreicheren Rhythmus vertragen.

Dass die vielen Rollen – auch ein Manager, ein  Puppenspieler, Beerdigungsgäste, eine Atemtrainerin, eine Schildkröte – von nur vier Schauspieler_innen verkörpert wird, ist beeindruckend.

Im Spiel mit den eigenen Akzenten und Rollenklischees ist das multi-staatsbürger_innenschaftliche Ensembles bissig und gesellschaftskritisch. Eri Bakali zieht als wirre Putzfrau über die Bühne und Oktay Günes durchsucht die türkische Frau als wienerischer Polizist. Aslı Kışlals kindlich-strenger Hausmeister  kontert auf die Frage der Frau: Wo kommen Sie her? „Meine Staatsbürgerschaft tut hier nichts zur Sache.“

„Cubus“ ist ein wildes Verwirrspiel voller Spielfreude, das von psychedelischem Körpertheater bis zu philosophischen Fragen reicht. Am Ende hätte man die Realität des Theaters vielleicht noch radikaler befragen können. Denn der weiße Würfel steht ja im schwarzen Würfel des Theaterraums und darin sind die Zuschauer_innen, zumindest für die Zeit der Aufführungen, festgesetzt.

Premiere: 18.02.2014 – daskunstDschungel Wien

Text und Regie: Bernhard Mrak; Bühnenbauten: Markus Liszt; Dramaturgie: Carolin Vikoler; Regieassistenz: Berk Kristall; Produktion: Anna Schober; PR: gamuekl; Darsteller_innen: Eri Bakali, Oktay Güneş, Alev Irmak, Aslı Kışlal, Susanne Rietz

Von Nora

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