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„Was macht man, wenn… Ratschläge für den kleinen Mann“

Peter Turrinis mittlerweile fünf Jahre altes Kinderbuch hat ein pädagogisches Interesse: Kindern durch listige Vorschläge zur Selbstermächtigung zu verhelfen. Die Bühnenadaption kann die Vorlage nur teilweise gewinnbringend verwerten. /// Timon Mikocki ///

Am Anfang steht ein karges Bühnenbild aus drei Stoffbahnen und Metallstangen. Was das Publikum schon jetzt vorhersagen kann, wird dann auch eingehalten: Nacheinander werden die drei Stationen vom Schauspielerpaar (Miha Kristof und Christian Krall vom Theater ISKRA) bespielt. Allerdings offenbaren die Gegenstände auf den Stangen ein überraschendes Eigenleben: Das von Peter Ketturkat inszenierte daraus folgende Objekt- und Schattentheater ist archaisch effektiv und zählt zu den Höhepunkten der Vorstellung.

Wenn das Bühnenbild eine generationenumspannende Wirkung hat, kann man von der poetisierten Bühnensprache nicht ohne weiteres sagen, ob sie von der empfohlenen Altersgruppe verstanden wird. Thematisch wirkt das Ganze wie eine Aufzählung von Kindheitserinnerungen, die mit dem heutigen Erleben der Kindheit nicht mehr ganz übereinstimmt. Dauernd Fernsehen und beim Fleischhauer Wurstsemmeln kaufen, das sind Bilder von früher. Kreativ und zeitlos schön ist dafür die Mischung von absurden und praktischen Auswegen aus den Schwierigkeiten, dies ein Reiz des Buches, der die Transformation geschafft hat. Und die musikalischen Zwischenspiele mit Gitarre und Ziehharmonika fügen eine Ebene hinzu, die das Spiel bereichert, „Stairway to Heaven“ als Kennmelodie funktioniert immer.

Die kapitelweise Behandlung einer Frage nach der anderen ist in einem – wenn auch literarisch ausgeschmückten – Ratgeber für Kinder ein passendes Ordnungsprinzip für den Weg der Worte in eigene Kopfbilder. In einem Bühnenstück langweilt die auf- und nacherzählende Haltung aber bald, zumal flexiblere Formen vorstellbar gewesen wären.

Die eigentlich elementaren Fragen drehen sich zum Beispiel darum, wie man sich als Bub im Angesicht von Mädchen verhält, wie man dünkelhafte Erwachsene zum Speiben bringt und wie man reagiert, wenn ein Löwe auf dem Zebrastreifen steht. Antworten gibt es immer, manchmal sehr schräg und doch logisch, manchmal – wie mit dem rabiaten Edi, der im Endeffekt wegen seiner brutalen Kindheit so wurde – mit einem pädagogischen Hoffnungsschimmer.

Man wünscht sich ein wenig mehr dramaturgische Entwicklung, so etwas wie einen Spannungsbogen. Die beiden Schauspieler legen sich wirklich ins Zeug, um den Text erlebbar zu machen. Interessant und unkonventionell wäre gewesen, wenn sie das nicht als so kindliche Buben getan hätten.

Resümierend überwiegt die Freude, dieses wunderbare Buch nun auch im Theater zu sehen. Eine mutige Inszenierung hätte aber an dramaturgischen Schrauben gedreht und Rollengestaltungen überdacht.

Premiere: 22. Mai 2014 – Dschungel Wien

Autor: Peter Turrini; Regie, Dramaturgie: Nika Sommeregger; Bühne: Peter Ketturkat; Darsteller_innen: Miha Kristof, Christian Krall

 

 

 

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