(c) Rabenhof/Pertramer

Theseus – Natural Born Hero /// Rabenhof /// 11+ /// Timon Mikocki

In jeder Saison zeigt der Rabenhof auch Stücke für junge Leute. Derzeit sieht man dort eine Version der Heldensage vom Halbgott Theseus, die gestern umjubelte Premiere hatte. Drei Schauspieler und eine Schauspielerin machen in Mehrfachrollen die attische Tragödie zur schrillen Komödie. Der Stoff wird trivial behandelt, vereinfacht und modernisiert. Das elegante Bühnenbild, die Musik und schemenhafte virtuelle Projektionen erzeugen einen ernsten Grundton. Auf diesem kann der grimmige Aigeus zu Beginn seinen hinterhältigen Größenwahn ausspielen. Theseus’ Heldentaten werden später als düsteres Jump’n’Run-Spiel samt krudem Blutvergießen in Slasher-Tradition inszeniert. Die drastische Darstellung schockt, sie wird aber oft durch den comichaften Text von Regisseur Freigaßner-Hauser kontrastiert. Neben den Trickfilm-Projektionen und den epochenüberspringenden Kostümen sorgt vor allem die satirische Sprache für ulkige Anachronismen. Punchlines wie „Hast du einen Sprung in der Amphore?“, „Wie geil ist das denn?“ oder ein Scherz mit dem Modewort „Swag“ halten den Lachreiz aufrecht. Das Stück erregt also Jammern und Schaudern, wie von Aristoteles gefordert, aber noch mehr freudiges Prusten. Das ist der Zielgruppe angemessenes Effekttheater, wie es im Buche steht. Die frechen Seitenhiebe auf die moderne Politik um Grexit, Hilfspakete und Ratings halten sich an die Tradition des Spielortes, sind aber wohl nur Erwachsenen ganz verständlich. Wunderbar schrullig und ein für alle fassbarer Höhepunkt ist hingegen der Auftritt der nervigen, zuzelnden Ariadne, deren großmaschiges rotes Kleid Theseus den Weg aus dem Labyrinth des Minotaurus weist, indem es aufgetrennt wird.

Durch die starke Bearbeitung ist im Gemeindebautheater ein gefälliges Stück über jugendlichen Heldenmut und Rebellion entstanden, das zu viele alte Klischees bedient, dabei aber auch komische Glanzlichter hat und mit starkem Schauspiel und intelligenter Ausstattung punktet.

Buch und Regie: Roman Freigaßner-Hauser; Schauspiel: Tamara Stern, Okan Cömert, Markus Kofler; Ausstattung und Videoanimation: Dominique Wiesbauer; Kostüme: Miriam Draxl; Musik: Josch Russo 

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