Wiener Klassenzimmertheater /// Dschungel Wien /// 14+ /// Timon Mikocki
Elyas und Tara sind Geschwister mit türkischem Background. Sie: Coach, leistungsverflissen, in einen Leister verliebt, besorgt um ihren Bruder, müde vom “Dreck und Schwachsein” ihrer Kindheit und daher fleißig. Er: Hedonistisch, frech, Schulabbrecher, Revoluzzer, gerade kleinkriminell geworden, das “Leistungskoma” durchschauend.
Die beiden lieben einander geschwisterlich heiß, das wird aber erst am Ende so richtig deutlich, als schon mehrere Phasen der Auseinandersetzung über den Leistungsgedanken, Schmarotzertum, Faulheit und Werte des Lebens durchgangen sind. Und diese Transformationen der Reibung halten durchgängig die Energie aufrecht.
Der Funke braucht zwar ein bisschen, um überzuspringen, “overacted” wirkt das Schauspiel zu beginn, danach entfaltet sich der tolle Text aber so spannend, dass man den auf den wesentlichen Theaterbaustein reduzierten Dialog aufmerksam verfolgt. Und natürlich auch Identifikationspotenziale sieht und seine eigene Einstellung zum brennenden Thema Nummer eins hinterfragt. Wahrscheinlich liegt es an der Ausrichtung für Jugendliche, oder auch an der schauspielerischen Präsenz, dass die männliche Rolle stärker Eindruck macht. Oder an den vielen Sentenzen, die sich leicht merken lassen; “Wer an Zukunft glaubt, hat keine!” “Ich bin Ihr Parasit, Madame”.
Im Spiel sind die beiden Akteure wunderbar direkt, und das Publikum wird von Beginn an involviert, wie auch der Text in Zusammenarbeit mit Schülerinnen entwickelt wurde. Merkliche Reaktionen aus dem “Klassenzimmer” sind die Folge und belegen, dass diese Form trotz der bescheidenen Inszenierung auch im Saal 3 des Theaters gut funktioniert.
Und jetzt: Hausaufgaben machen!
Regie: Dana Csapo; Text: Ursula Knoll; Theaterpädagogik: Marianne Dam; DarstellerInnen: Zeynep Alan, Onur Çağdaş Şahan; Licht: Hannes Röbisch