Plaisiranstalt und Theater praesent /// Dschungel Wien /// 8+ /// Julia Gramm ///
„Wem darf man was glauben?“, ist die zentrale Frage von Wolf!. Sie ist eingebettet in einer Geschichte rund um den Youtuber A$OP, der auf der Videoplattform als Prankster (also Streichespieler) und Musiker auftritt. Diese Aneignung von Jugendkultur durch Erwachsene finde ich schwierig.
Zur Handlung: A$OP erzählt dem Publikum, dass er erkannte habe, dass es noch keine Lieder über Schafe gebe. In der Hoffnung auf Inspiration habe er daraufhin beschlossen, einen Sommer auf einer Alm Schafe zu hüten. Dieses Setting in Kombination mit seiner Passion für Streiche ist der Ausgangspunkt für absurde Komik: A$OP beginnt die Bauern im Tal zu „pranken“. Immer wieder auf’s Neue macht er ihnen weis, dass auf der Alm ein Wolf die Schafe bedrohe – und die Landwirte fallen selbstverständlich immer wieder auf’s Neue auf seine Lügenmärchen herein.
Nachdem sich das Publikum als Mitwisser_innen herrlich über die Streiche, die ja in ihrer Essenz Lügen sind, amüsiert hat, folgt im Stück ein harter Bruch: Es wird offenbart, dass dieses ganze Stück eine einzige Lüge ist. „Ja, das hat sich eine Autorin ausgedacht und ich habe den Text auswendig gelernt und ihn euch vorgetragen“, erklärt Schauspieler Sven Kaschte wie aus dem Nichts und stellt sich plötzlich mit seinem echten Namen vor. Er zeigt den Kindern sogar die betreffende Textstelle in einem Skript.
Zunächst imponiert dieser Schluss, der mit konventionellen Erzählweisen bricht, allerdings stellt sich unweigerlich die Frage: Können Kinder ab acht Jahren diesen Bruch entschlüsseln und die Kernaussage erfassen? Oder fühlen sie sich von dieser Offenbarung vor den Kopf gestoßen? Die Kinder im Publikum wirkten am Schluss ratlos.
In der Inszenierung gut funktioniert hat der Einsatz des Soundboards: Damit nimmt Kaschte auf der Bühne Sequenzen auf und spielt sie bei Bedarf ein, was wesentlich zur Komik beiträgt. Darüber hinaus glänzt Kaschte durch sein komödiantisches Timing und interagiert wertschätzend mit seinem jungen Publikum.
Autor: Raoul Biltgen; Regie: Paola Aguilera; Schauspiel: Sven Kaschte; Assistenz: Natalja Kreil; Produktion: Barbara Schubert; Fotos: Barbara Pálffy, Anna Stöcher