Wild Theatre /// WUK /// 4+ /// Theresa Luise Gindlstrasser ///
Am Anfang hat Ann Angst. Aber im Verlauf der 50-minütigen Performance lernt sie ihre Ängste kennen, benennen, geht zum Beispiel mit ihnen spazieren und hat am Ende keine Angst mehr. Keine Angst mehr vor der Angst.
Die Spielerin und Puppenbauerin Rebekah Wild und die Regisseurin Nora Dirisamer spannen mit „K(l)eine Angst“ einen großen Bogen. „Sind alle Ängste schlecht?“, fragt am Anfang eine Stimme aus dem Off. Und Wild nickt entschieden mit dem Kopf. Sie folgt den Handlungsanweisungen, die sie, auf Zetteln geschrieben, aus einer Taschentuchbox zieht. Sie soll einen „Erste-Angst-Rucksack“ packen. Soll einmal gar keine Angst haben. Und dann doch feststellen, dass manche Ängste hilfreich sind.
Hochkomisch und herrlich überraschend wird es immer dann, wenn Szenen aus dem pädagogischen Arrangement kippen. Wild malt ihre größte Angst auf große Kisten. Und findet plötzlich überall Augen. Minutenlanges Comic Relief. Überall immer noch ein Augenmonster. Ann wird mutiger. Dann dürfen sich, in einer großen Show, die Ängste, Figuren, Monster alle nochmal präsentieren. Für alle wurde eine musikalische und bewegungstechnische Entsprechung gefunden. Gegen Ende werden die Boxen in bunte Flügelwände aufgeklappt. Und Ann ist froh.
Beeindruckend, wie aufmerksam Wild mit Publikumsreaktionen umgeht – „Da! Da hinten sind noch Augen!“ – dafür nie das Spiel unterbricht, sondern alle einbindet ins gemeinsame Entdecken. Wenn sie am Ende die Monster in einen Koffer verstaut, dann verzaubert sie das Publikum zunächst mit einer unmöglichen Situation: So viele Monster, so ein kleiner Koffer. Aber das Publikum ist ja immer schlau und checkt: Der Koffer hat ein Loch. Wild setzt immer noch eins drauf und zeigt auch hier nochmal den Koffer: In dem sind dann alle Monster. Nur halt kleiner. Theatertricks und Publikums-Zugewandtheit. Ach, bezaubernd!
Von und mit: Rebekah Wild | Figuren: Rebekah Wild | Konzept & Regie: Nora Dirisamer | Bühne & Kostüme: Anna Jaritz | Figuren Design & Beratung: Lyndie Wright | Soundtrack: Hannah Marshall | Licht Design&Technik: Bartek Kubiak | Dramaturgische Beratung: Joachim Rathke | Projektleitung: Lisa Zingerle