Schwarz ist eine Art von Bunt
Grips ’n‘ Chips | WUK Wien | 6-11 Jahre
Nach dem menschlichen Verdauungssystem nimmt sich Grips ’n‘ Chips einem Thema an, das vielen schwer im Magen liegt: dem Sterben und dem Tod. Bereits zu Beginn spricht das Duo auf der Bühne, Regina Picker und Julia Schreitl, an, dass das Ensemble in der Stückvorbereitung sowohl mit Erwachsenen als auch mit Kindern viele Gespräche zu diesem Thema geführt hat. Immer wieder werden Tonaufzeichnungen aus diesen Gesprächen eingespielt; Darunter sind sprachliche Perlen wie „Das Herz ist blau und die Augen rot“ über die Trauer oder das titelgebende Fazit aus Kindermund zu hören.
Auf der Bühne werden verschiedene Aspekte, die mit dem Tod zusammenhängen, aufgegriffen und besprochen. Picker und Schreitl laden dabei zu einem Dialog mit dem Publikum ein. Die Gespräche führen sie mit einer sicherlich hart erarbeiteten Leichtigkeit, viel Empathie und vor allem auf Augenhöhe. Egal, ob über das Gefühl der Trauer, den Verwesungsprozess oder das Gedenken der Verstorbenen gesprochen wird, es wird jede Gelegenheit für Spaß und Scherzen genützt. Wie bei vergangenen Produktionen sind auch dieses Mal wieder eingängige Lieder am Start. Trotz pädagogischen Fokus geht so nie der Unterhaltungswert verloren.
Trost ist das letzte Thema, das behandelt wird. Zunächst wird das Publikum gefragt, was es tröstet. Nach einigen Beiträgen von jungen wie erwachsenen Zuschauer*innen nennen die beiden Darstellerinnen ihren größten Trost, wenn sie traurig sind: Kuscheln und gemeinsam singen. Das Publikum hat sodann Gelegenheit, Picker im kunterbunten Katzen-Onesie zu streicheln (mindestens so kuschlig, wie er aussieht!) und dabei mit Schreitl mitzusingen. Ein großer Spaß! Vor der Verbeugung laden die beiden noch alle Interessierten dazu ein, nach der Vorstellung noch gemeinsam im Nebenraum zu malen und zu philosophieren.
Ich habe zugegebenermaßen große Erwartungen an das Stück gehabt – Sie wurden alle übertroffen. Bemerkenswert feinfühlig und ganzheitlich verhandelt Grips ’n‘ Chips das tabuisierte Thema Tod und entlässt das Publikum mit einer hoffnungsvollen Message: „Ich glaube, das Wichtigste ist, dass wir leben.“ Große Empfehlung!
Stückentwicklung: Lorenz Hippe, Johanna Jonasch, Sophie Meyer, Regina Picker, Julia Schreitl | Performance: Regina Picker, Julia Schreitl | Stimmen: Kinder der Volksschule Wolfgang-Schmälzl-Gasse | Dramaturgische Begleitung: Lorenz Hippe | Komposition: Julia Schreitl | Kostüme: Sophie Meyer | Recherche: Johanna Jonasch, Regina Picker, Julia Schreitl | Produktionsleitung: Johanna Jonasch | Probenassistenz: Nayra Jonke | Produktionsassistenz: Laura Plochberger | Souddesign: Werner Angerer, Acoustic Art Studio | Technische Einrichtung: Goran Peranovic