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„StadtRAUSCHEN“ ///

Eine Zusammenarbeit von TheaterFOXFIRE, TaO! – Theater am Ortweinplatz, theaternyx* und SCHÄXPIR Festival /// Sebastian Rieger ///

Halb gestoßen, halb gezogen, reißt es einen in der Stadt vorwärts. So wie ein einzelnes Geräusch im Straßenlärm untergeht, verliert man dabei immer wieder mal etwas. Seien es Gegenstände, Erinnerungen oder gar geliebte Menschen. Die Kastenwand an einer Seite der Bühne füllt sich schließlich nicht nur mit verlorenen Objekten, sondern auch mit den Namen von Verschollenen, fast wie eine Art Trophäenwand. Das moderne Leben Jugendlicher in der Großstadt und das Verschwinden sind die thematischen Ausgangspunkte für „StadtRAUSCHEN“. Ihre Texte haben die jungen DarstellerInnen dazu in Wien, Linz und Graz gemeinsam entwickelt.

Das Schauspiel besteht aus zwei klar getrennten Teilen: einem kurzen Stationentheater durch die Stadt und der eigentlichen Performance. Ersteres bedeutet für die Aufführung im Dschungel Wien ein paar kurze Wege zwischen Leopoldmuseum und Mariahilferstraße. Erzählt werden dabei witzige Gegengeschichten zu den bekannten Orten, in denen schon ein Mistkübel zum magischen Gegenstand werden kann und hinter der nackten Museumswand eine geheime Wahrheit steckt. Leider scheint im Übergang zum zweiten Teil nichts davon eine bleibende Bedeutung zu haben.  Die Inszenierung ist nicht wie aus einem Guss, sondern als hätte man sich verpflichtet gefühlt, in dieser städteübergreifenden Produktion den gegenwärtigen Spielort noch stärker einzubauen.

Der Tonfall der weiteren Aufführung ist dann ein anderer und dieser Wechsel ist sehr gut: Weniger Fantastisches, sondern sehr genaue, stets authentische Beobachtungen aus dem Leben der Jugendlichen werden beschrieben. Manchmal bestechen wiedergegebene Sinneseindrücke, dann wird wieder ein emotionaler Zustand genau getroffen. Es gibt keine unnötigen Wiederholungen oder zu langes Verharren auf einem bestimmten Punkt, das Stück fließt in einem spannenden Rhythmus stets weiter in den nächsten Gedanken. Es wird getanzt, gelaufen, gedrängt und gewunden. Immer wieder erkennt man mechanisch anmutende Bewegungen aus dem Alltag wieder.

Bei 3 RegisseurInnen und 16 DarstellerInnen fürchtet man Chaos, doch ganz im Gegenteil: „StadtRAUSCHEN“ wird umso mitreißender, je mehr Personen gleichzeitig auf der Bühne sind. Die Leidenschaft aller Beteiligten wirkt ansteckend.

Wienpremiere, 30. September 2013 – Dschungel Wien

Regie: Corinne Eckenstein, Claudia Seigmann, Manfred Weissensteiner;  Assistenz: Lydia Grassl;  Bühne, Kostüme: Leonie Reese; Sound: Johannes Steininger; Lichtdesign: Jakob Wiesmayer; DarstellerInnen: Marie Aglas, Max Arrich, Leonie Berner, Anna Gösselbauer, Johanna Haunschmidt, Matthias Hana, Phillip Lugmayr, Ayla Mandoj, Mercedes Mercedes, Elisabeth Scheuer, Marlene Scheuer, Martin Schmidt, Jamil-Demba Sy, Lukas Wenisch, Stefan Wild, Danijel Zivkovic

 

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