Die Prinzessin – ein Schönbergmärchen

eine Koproduktion von Wien Modern und DSCHUNGEL WIEN | 4-10 Jahre | Lisa Müller

Arnold Schönberg: Komponist der Avantgarde, Maler und Erfinder. Für seine Kinder ist er aber vor allem ein begnadeter Märchenerzähler. So basiert auch „Die Prinzessin – ein Schönbergmärchen“ auf einer liebevollen Geschichte, die Schönberg für seine Kinder erfindet. Getragen wird das Stück von der Leistung seines harmonischen Darsteller-Duos. Stefanie Sourial wechselt mühelos zwischen den Rollen des quirligen Schönberg-Sprösslings, der rasanten Gräfin, oder des vertrottelten Wolfs. Jesse Inman verleiht Arnold „Arni“ Schönberg die Gemütlichkeit eines Märchenonkels (oder besser gesagt Märchenpapas). Vor allem aber brilliert er in der Rolle der Prinzessin. Von dieser ist zu Beginn des Stücks  noch keine Spur. Zunächst wird Arnold Schönberg in einer Art Prolog vorgestellt. Trotz des Charmes und der durchaus witzigen Dynamik zwischen dem Komponisten und seinem Sprössling, gelingt damit leider kein starker Einstieg. Der Prolog ist schlichtweg zu lang. Viele Aspekte, wie die Flucht nach Amerika oder Schönbergs wirkungsreiche kompositorische Tätigkeit, wirken nur angerissen. Dieser Teil des Stückes würde besser gefallen, wäre er kürzer und prägnanter gehalten.

Dann endlich beginnt die eigentliche Geschichte: Die Prinzessin liefert sich gerade ein gnadenloses Tennisduell mit der Gräfin. In der Hitze des Gefechts stürzt sie und verletzt sich am Po. Halt Stopp! An dieser Stelle wird das Stück unterbrochen, das grelle Saallicht geht an. Hat eine Prinzessin überhaupt einen Po? Das Publikum wird darauf hingewiesen, dass eine Aristokratin niemals ein so unwürdiges Körperteil, wie ein Gesäß besitzen könne. Selbstverständlich kann sie sich ein solches daher auch nicht verletzen. Die Prinzessin hat sich natürlich das Knie geprellt. Nachdem diese fundamentale Frage geklärt ist, darf das Stück wieder weitergehen. Die Gräfin, fährt die lädierte Prinzessin mit ihrem Auto ins Hotel, dabei lässt der rasante Fahrstil lässt eher zu wünschen übrig: Auf zwei Hochstühlen sitzend lehnen sich Jesse Inman und Stefanie Sourial in die Kurven und werden dabei so richtig durchgeschüttelt. Als die Höllenfahrt dann zu Ende ist, hat das Publikum beinah selbst ganz wackelige Knie. Im Hotel angekommen, lässt sich der Wolf als unzuverlässiger Diener der Prinzessin sehr darum bitten, seiner Gebieterin die Wärmflasche zu bringen. Als er dann noch zur Apotheke geschickt wird, ist es ganz aus. Apotheke – wo befindet sich diese und was ist das eigentlich? Und wo hat sich die Prinzessin nochmal verletzt, am Knie oder gar am Po?

Leider wirkt die musikalische Untermalung trotz des Prädikats Musiktheater an vielen Stellen deplatziert. Durch die Lautstärke fällt es teils schwer den Dialogen folgen zu können. Da das Stück bereits an sich sehr lebhaft ist, entsteht eine gewisse Hektik auf der Bühne. Ein dezenterer und gezielterer Einsatz der Instrumente seitens der Regie wäre notwendig gewesen, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken.

Fazit: „Die Prinzessin- ein Schönbergmärchen“ hat durchaus Witz und macht Spaß, da vor allem Jesse Inman und Stefanie Sourial mit ihren Leistungen bestechen. Im Gesamtbild wirkt das Stück aber noch nicht ganz ausgereift.

TEXT: Arnold Schönberg, mit einem Dialog von Gertrud Schönberg | KOMPOSITION: Margareta Ferek-Petrić | REGIE: Nina Kusturica | BÜHNE: Selina Traun | KOSTÜME: Alexandra Trummer | OUTSIDE EYE + DRAMATURGIE: Anna Horn, Götz Leineweber | LICHT: Hannes Röbisch | REGIEASSISTENZ: Ada Günther | BÜHNENBILDASSISTENZ: Luna Brandner | SAXOFONE, KLARINETTEN, FLÖTE: Florian Fennes | AKKORDEON: Bogdan Laketić | POSAUNE: Bertl Mütter | VIOLONCELLO: Ana Topalović | HARFE: Tina Žerdin | PERFORMANCE: Jesse Inman, Stefanie Sourial

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