„Zeenucht“ (Melika Ramic & Motschnik) ///

Es gibt noch immer mehr im Meer /// Reinhard Strobl

Zeensucht – Melika Ramic’ Adaption von Marit Törnqvists „Eine kleine Liebesgeschichte“ in der Rinderhalle St. Marx.

Auch wenn Österreich – im Gegensatz zu Flandern – seit geraumer Zeit keinen direkten Zugang zum Meer hat, die starke Faszination für die See ist noch immer ungebrochen. Melika Ramic und der Verein motschnik vermischten das niederländische Wort „Zee“ (See) mit dem Begriff „Sehnsucht“ und kamen so auf den Titel Zeensucht – ein Stück über ein Mädchen, das bei jeder Witterung auf einem Pfahl draußen im Meer saß, wie im Programmheft geschrieben steht.

Viel versprechend ist der Aufführungsort, die Rinderhalle in St. Marx, die völlig leer gelassen wurde, bis auf ein paar Bänke für das Publikum und den Pfahl, auf dem das Mädchen, gespielt von Nele van den Broeck, sitzt. Um den Pfahl herum liegen ein paar blau bemalte Blätter, die das Meer symbolisieren und wie aus weiter Ferne hört man das Rauschen des Verkehrs von der nahen Autobahn. Der völlige Verzicht auf Sprache, die einzige Ausnahme bildet ein kurzes Lied des Mädchens, sowie die Langsamkeit, mit der die einzelnen Bilder der Geschichte aufgebaut werden, lassen dem Publikum ausreichend Zeit, die gesamte Situation und den Raum auf sich wirken zu lassen – was (leider) auch teilweise dazu führt, dass man sich in der Weite und Leere des Raumes verliert, und sich nach einer (konkreten) Handlung sehnt, da die Bühnenpräsenz der Darstellerin nicht ausreicht, um sich auf Dauer dem starken Raum gegenüber zu behaupten.

Erst im letzen Drittel des Stücks wird eine weitere Figur eingeführt. Von einem Nebelhorn angekündigt, betritt ein junger Mann (Thomas Malirsch) die Szenerie, der jedoch fast sofort wieder hinter dem Horizont verschwindet. Erst in diesem Moment wird klar, wonach sich das Mädchen wirklich sehnt und während sie ihren Pfahl verlässt, um ihr Glück zu suchen, vermeint man sie noch einmal singen zu hören: „Es gibt noch immer mehr im Meer, aber dich nicht mehr.“

weitere Kritiken:

Was die Sehnsucht ist, ist wie das Meer /// Sara Schausberger

Eine Sehnsucht nach mehr im Meer /// Tomáš Mikeska

Premiere: 26.9.2010 Meierei Hoyos, Horn – Motschnik 

weitere Spielorte: Rinderhalle St. Marx – Ehemalige Anker-Expedithalle

Idee & Konzept: Melika Ramic, Nele van den Broeck, Marieke Breyne; Regie: Melika Ramic; Assistenz: Marieke Breyne; Spiel: Niele van den Broeck, Thomas Malirsch

Von Nora

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert