Do. Apr 25th, 2024
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„Kiwi“ (Dschungel Wien) ///

Trotz aller Mißstände kein Sozialdrama /// Sara Schausberger ///

„Kiwi“ von Daniel Danis in einer österreichischen Erstaufführung von Karsten Dahlem

Manchmal braucht es nicht mehr als ein DJ-Pult, zwei Glühbirnen, die weit in den Raum hinein hängen, eine Leinwand, eine Matratze und zwei Personen, um eine Geschichte bildhaft zu erzählen. Dem Regisseur Karsten Dahlem ist das mit der Inszenierung von Daniel Danis‘ Stück „Kiwi“, das hauptsächlich aus Monologen besteht, gelungen. In „Kiwi“ geht es um Menschen, die viel zu jung sind für das, was sie tun. Kiwi ist zwölf, als sie auf der Straße landet. Ihre Eltern sind „angeblich tot“ und ihre Verwandten, bei denen sie untergekommen
ist, werden aus ihrer Slum-Wohnung geworfen, weil die Olympischen Spiele Bauplatz brauchen. Den Platz, den Millionen von Kindern nicht bekommen, wie Danis mit seinem Stück sagen will. Kiwi landet im Gefängnis, lernt Litschi kennen, bricht mit ihm aus und wird in eine Gemeinschaft von anderen obdachlosen Kindern und Jugendlichen eingeführt, die sich ihr Leben zwischen Kriminalität und Prostitution selber organisieren, um sich irgendwann den gemeinsamen Traum vom eigenen Haus zu erfüllen.

Trotz der schweren Themen ist Danis‘ Stück kein Sozialdrama, das rührselig wird. Die Sprache ist unzimperlich und Dahlems Inszenierung schließt in ihrer betonten Lässigkeit mit viel Musik- Unterlegung, von Techno bis Portishead, daran an. Agnes Hausmann und Sven Kaschte spielen die Rollen von Kiwi und Litschi mit großer Intensität und schaffen es, in Andeutungen deren Geschichte zu erzählen und den leeren Bühnenraum allein durch Worte mit Bildern und Personen zu füllen. Was bleibt ist ein berührendes Stück, in dem auch viel gelacht werden darf, ein Stück, das die Geschichte zweier junger Menschen erzählt, an deren gutes Ende man glauben mag.

weitereKritiken: Kiwi /// Sarah Wimmer

Premiere: 19.1.2011 – Dschungel Wien

Autor: Daniel Danis; Übersetzung: Gerda Gensberger; Regie : Karsten Dahlem; Video: Guido Mentol; SchauspielerInnen: Agnes Hausmann, Sven Kaschte

Von Nora

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