„Der rote Löffel“ (Oper.Unterwegs) ///

Fliege – Biene – Bremse /// Reinhard Strobl ///

Laut dem Programmheft hat sich die „Oper unterwegs“ (Leitung: Helga Utz) diesmal an der Wahrnehmung von Kindern orientiert, da diese nicht zwischen real und fiktiv unterscheiden sondern einfach aufnehmen und erleben würden. Das aktive Erleben, das Eintauchen in etwas, wollen aber alle, auch die Erwachsenen, denn auf dieser Vereinbarung, des „als ob“ funktioniert Theater. Unabhängig vom Alter des Publikums kann sich also ein überdimensionierter roter Löffel (Ausstattung: Agnes Burghardt) in ein Auto verwandeln, wobei es für die Kinder noch viel wichtiger ist, dass bestimmte Gesetzmäßigkeiten, eine Logik befolgt werden. So braucht das Auto mindestens ein Lenkrad, Räder und Benzin um überhaupt funktionieren zu können.

Es ist dieser logischer Aufbau, der leider über weiten Strecken fehlt. Im ersten Teil des Stücks unternimmt Zwowidl (schön gespielt von Yoshie Maruoka) eine Reise, nachdem ihm von der Seitenbühne eine Karte/Einladung überreicht wurde. Begleitet wird er dabei von der Fliege Fleuzi, die es vor allem auf Zwowidls Honigtopf abgesehen hat. Aufgrund des Honigs vermuteten viele der jüngeren Besucher, dass es sich wohl um eine Biene handeln würde – der abrupte Halt des bereits erwähnten Löffel-Autos wurde dann auch ziemlich lakonisch mit „Bremse“ kommentiert, wobei nicht klar war, ob sich das nun auf das Insekt oder die mangelnde Ausstattung des Autos bezog.

Während der erste Teil noch in einer Fantasiewelt spielt, stellt sich nach der Pause heraus, dass besagter roter Löffel im Haus des Ehepaars Hirlhuber heruntergefallen ist. Zwar schieben sich kurz riesige Zehen auf die Bühne, darüber hinaus werden die Erwachsenen, wie so vieles in in diesem Stück, aber nur über akustische Einspielungen repräsentiert. Es war das Ziel der Aufführung auf Musik und Sprache größtenteils zu verzichten, das Geschehen nur über einen akustischen Klangteppich zu vermitteln oder um es mit John Cage zu sagen: „Alles, was mir machen, ist Musik.“ Eine schöne Idee, die, auch wenn sie von den Wahrnehmungsmöglichkeiten der Kinder inspiriert ist, nicht per se auch kindgerechtes Theater produziert und keinesfalls den Verzicht auf eine nachvollziehbare Handlung und dramaturgische Belange erklärt.

 Premiere: 13.2.2012 – Dschungel WienOperUnterwegs

Sounds und Musik: Jörg Behrens; Konzept, Regie: Helga Utz; Ausstattung & Puppenspiel: Agnes Burghardt; Darstellerin: Yoshie Maruoka; Akkordeon: Walther Soyka

Von paul

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert