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„Digital Cowboys“ – (toxic dreams & Dschungel Wien) ///

Ausrottung der Welt – Schüler_innen malen ein dunkles Bild unserer Zukunft /// Sara Schausberger ///

Wenn die durchaus großartige Performance-Gruppe toxic dreams mit Kindern und Jugendlichen zusammenarbeitet und mit ihnen eine Performance macht, sind die Erwartungen im Vorfeld vielleicht ein bisschen zu hoch geschraubt. Weil solche Vorstellungen, wie diese im Rahmen von Macht|schule|theater entstandene, immer auch unter ihren Produktionsbedingungen betrachtet werden müssen, die nicht die einfachsten sind, weil den Schüler_innen neben dem Schulunterricht zumeist nicht viel Zeit zum Proben bleibt. Und trotzdem, selbst wenn man das Stück „Digital Cowboys“ im Hinblick darauf anschaut, bleibt der Eindruck bestehen, dass da performativ mehr möglich gewesen wäre.

Gemeinsam haben sich Toxic Dreams mit den jungen Darsteller_innen auf Entdeckungsreise ins Land des Digitalen gemacht. Aber auf dem Weg dahin geht der Konsens leider immer wieder verloren.

Die einzelnen Elemente von „Digital Cowboys“ sind durchaus gut, vor allem die Installationen, die man auch abseits der Vorstellungszeiten als Ausstellung anschauen kann, sind witzig und berührend. Projektionen, kleine Filme, Fotocollagen und ein Iglu aus Demo-Schildern erzählen von den jungen Darsteller_innen: Was hättest du gerne anders, wird da zum Beispiel gefragt, und an anderer Stelle erzählen die Schüler_innen der Kamera eine Lügengeschichte und erstaunlicherweise ist gerade die offene Lüge sehr authentisch und nah an ihnen dran.

Bei der Performance selber bleibt aber, im Vergleich zu den starken Installationen, leider wenig über. Performativ passiert insgesamt zu wenig. Die Schüler_innen machen eine Choreographie mit Kampfposen, zeigen ihre Traum- und ihre Alptrauminseln und lesen selbstverfasste Texte an die Zukunft vor. Es ist ein dunkles Bild, das die Kinder und Jugendlichen von unserer Welt in der Zukunft entwerfen. Die Angst vor der Ausrottung der Welt, vor Krieg und Atombomben ist zentral. „Eigentlich ist es nicht schade um die Menschen“, sagt eines der Kinder. Sowohl die Insel-Bilder und die Briefe an die Zukunft sind charmant, und Sätze wie „Menschen in der Zukunft, ich kann euch nur sagen, seid froh, dass euch das Wissen eingepflanzt wird!“, oder: „Ändert das Schulsystem!“ zeugen von klugen  engagierten jungen Darsteller_innen. Da wäre also eigentlich viel Potenzial, das nicht ausgeschöpft wurde. Schade!

weitere Kritiken: Den Digital Natives ganz nah /// Katrin Hammerl

Premiere: 11.04.2013 – Dschungel WienToxic Dreams – Macht|schule|theater

Künstlerische Gesamtleitung: Yosi Wanunu, Michael Strohmann, Jan Machacek; Mitwirkende Künstler_innen: Michikazu Matsune, TimTom, Martin Michl, Paul Horn, Cornelia Scheuer; Assistenz/Theaterpädagogik: Katharina Dufek; Hospitanz: Lea Spiegl, Pepa Kistner; Produktion: Kornelia Kilga; Darsteller_innen: Schüler_innen des GRG 16 Maroltingergasse; Schüler_innen der NMS 1 Koppstraße

Von Nora

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