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„Frosch und Tigerente“ (Adaption der Geschichte von Janosch durch motschnik – Verein für feine Kunst) ///

Grün stürzt sich auf Gestreift/// Sebastian Rieger ///

Der Frosch verfällt eines Tages beim Spielen auf den Gedanken, seine hölzerne Tigerente zu küssen. Da sie sich nicht wehrt, geht er schnell zu einem Antrag über und schon  befinden sich die beiden auf Hochzeitsreise. „Frosch und Tigerente“ umgesetzt von der flämisch-österreichischen Gruppe motschnik , erzählt von der einzigartigen Liebesgeschichte, die nicht sehr gleichberechtigt ist.

Was unauffällig beginnt, vor einer Tonkulisse aus Vogelzwitschern und mit nicht viel mehr als einem Ball und einem Ast auf der Bühne, wird bald zu einer irrwitzigen Tour um die ganze Welt. Neue Requisiten knallen entweder gleich auf die Spielfläche oder werden zu genial komisch ausgewählten Musik-Samples eilig aus ihren Verstecken geholt. Die Reise bezieht auch den Zuschauer_innenraum mit ein – bis das Publikum an einem Höhepunkt eindrucksvoll mit unter die Wasseroberfläche des Teichs geholt wird.

Die bemerkenswerteste Entscheidung von Regisseurin Melika Ramic ist es, die Tigerente mit einer Schauspielerin zu besetzen. Marieke Breyne hockt auf einem Rollbrett festgeschnallt über weite Strecken bewegungslos da. Reduziert auf kleinste Ausdrucksmöglichkeiten bekommt jeder Augenaufschlag größere Bedeutung. In dieser Rolle einen Menschen vor sich zu haben, löst eine herausragende Empathie beim Publikum aus. Denn wie jedes Spielzeug wird die Tigerente nicht gerade zimperlich hierhin und dorthin gerissen, fast beschossen und umgeschmissen. Anblicke, bei denen man unwillkürlich zusammenzuckt.

Van den Broecks Frosch ist keine schwerfällige Amphibie, sondern ein verspieltes Energiebündel mit Aufmerksamkeitsdefizit. Ein Großmaul, das es aber mit niemandem böse meint und zeitweise seine Fehler auch einsieht, bevor es alles mit noch einer größeren Idee wieder gut machen will.

Die angekündigte „Performance zwischen  Bewegung, Tanz, Sprache“ löst die Inszenierung nicht auf allen Ebenen ein. Sehr physisch sind der Witz und das Geschehen rund um die zwei Figuren aber auf alle Fälle.

Wie in der Vorlage gibt es zwischen den Zeilen eine spannende Problematik zu finden,  die an so manche menschliche Beziehung erinnert, bei der ungleiche Machtverhältnisse bestehen. Doch in solche Tiefen versucht die Komödie gar nicht abzutauchen. Im Vordergrund steht der Humor  – die Eskapaden des Froschs sind wirklich unwiderstehlich lustig.

Premiere: 11.02.2014 – Dschungel Wien motschnik – Verein für feine Kunst

Autor: Janosch; Konzept: motschnik; Regie: Melika Ramic; Ausstattung: Reinout Dewulf, Lisa Koller, motschnik; Dramaturgie: Theresa Unger; Produktion: Sophie Schmeiser; Regieassistenz: Klara Rabl; Darstellerinnen: Marieke Breyne, Nele Van den Broeck 

Von Nora

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