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Erwin, das Naturtalent (Volksoper Wien, Wiener Sängerknaben und MuTh) ///

Vom Naturtalent zum Weltstar /// Katrin Hammerl ///

Im MuTh feiert die Kinderoper „Erwin, das Naturtalent“ österreichische Erstaufführung. Die Kollaboration zwischen Volksoper und Wiener Sängerknaben vereint Profis und junge Talente unter der musikalischen Leitung von Gerald Wirth und der Regie von Susanne Sommer.

Der Junge Erwin lebt auf einer Insel und ist ein musikalisches Naturtalent. Ein Klang-Forscher entdeckt ihn, nimmt ihn mit und macht ihn, gemeinsam mit einer Managerin, berühmt. Erwin singt in den größten Opernhäusern, Fußballstadien und TV-Shows der Welt. Seelisch und körperlich ausgehungert und vereinsamt, wird er erst wieder glücklich, als er auf seine geliebte Insel zurückkehrt.

Die satten Farben des Bühnenbildes (Sam Madwar) schaffen stark sinnliche Eindrücke, und sie veranschaulichen die Schauplätze und Symbole (Urwald, Meer, Großstadt, Schokolade, DVD, etc.) nicht nur mit Hängematte, Hotelbett und Skyline-Kulissen, sondern vor allem anhand der Projektionen im Hintergrund. Der großen Themenreichweite des Librettos von Manfred Weiss (Freundschaft, Glück, Erfolg, Liebe, Musik, Showbusiness, Wahnsinn…) würde – auch hinsichtlich der Länge – die Hervorhebung einzelner Aspekte gut tun.

Eine gute Idee, die Hauptrolle mit einem Kind zu besetzen – das macht den anspruchsvollen Stoff für ein Zielpublikum ab 6 nachvollziehbarer. Die Tragik um die Ausbeutung Erwins vermittelt sich glaubhaft und dennoch bleibt genug zum Staunen – und zum Lachen. Auch wenn die exaltierte Managerin-Figur nicht jenes Humorpotenzial erreicht wie etwa die prägnante Parodie eines italienischen Komponisten.

Jeder Umschwung, jede Emotion ist in der Partitur detailliert ausgearbeitet und so ist diese Oper nicht zuletzt höchst hörenswert!

Der 1960 geborene Mike Svoboda ist bekannt für seine Verschmelzung verschiedener Musikstile, die Verbindung von U- und E-Musik. Mit „Erwin, das Naturtalent“ hat er ein Werk geschaffen, das an einigen Stellen einen zupackenden Sog erzeugt und an anderen mit Stille, Verzögerung und Lautmalerei experimentiert. Und die Sänger_innen vermitteln diesen Variantenreichtum souverän und nachdrücklich. Sie überzeugen sowohl musikalisch als auch darstellerisch, und sie werden pointiert von den Choreografien des Chores (Chorus Juventus) unterstützt. Lauter Naturtalente!

Premiere: 23.02.2014 – MuThVolksoper WienWiener Sängerknaben

Text: Manfred Weiß (nach Motiven von Volker Kriegels Geschichte „Erwin mit der Tröte“); Regie: Susanne Sommer; Dirigent: Gerald Wirth; Bühnenbild: Sam Madwar; Kostüme: Doris Engl, Caterina Visconti di Modrone; Choreographie: Florian Hurler; Dramaturgie: Helene Sommer; Darsteller_innen/Sänger_innen: Ein Wiener Sängerknabe, Ein Mitglied des Chorus Juventus, Michael Havlicek, Martina Dorak, Thomas Zisterer, Manuela Leonhartsberger, Wolfgang Gratschmaier, Roman Martin, Sébastien Soulès, Chorus Juventus

 

 

 

 

Von Nora

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