„reinräumraus“ /// Objekttheater ab 2 Jahren im Dschungel Wien /// Sebastian Rieger ///
„reinräumraus“ erklärt die Küche zum Spielplatz und feiert, was man dort normalerweise nicht machen darf: Behälter durchstöbern, Dinge finden und im Zimmer verstreuen, um damit zu spielen.
Das Bühnenbild auf der intimeren Probebühne des Dschungel Wien besteht aus hölzernen Küchenkästen an teilweise ungewöhnlichen, schwer zu erreichenden Stellen. Darin finden sich nicht bloß die Kochutensilien und Lebensmittel, mit denen sich Darstellerin Myriam Rossbach beschäftigt, sondern auch einige nette Überraschungen, die ein bisschen Magie und Wunder versprühen. Die junge Frau nimmt mit keckem Blick das Publikum in Komplizenschaft und verspritzt Wasser, steckt ihren Kopf ins Mehl und räumt alle Töpfe aus, um damit wackelige Türme zu bauen.
Von dem angekündigtem „Küchenspiel mit Objekten, Gerüchen und Musik“ bleibt das Stück vor allem die Gerüche schuldig. Musik und Geräusche hingegen werden punktuell eingesetzt, stehen auch immer in Bezug zum Geschehen und ersetzen die Sprache. Die Beleuchtung des Stücks ist generell hell, in warmen Tönen und wird nur stellenweise kurz abgedunkelt, um etwas speziell hervorzuheben.
Als Objekttheater besteht die Produktion im Ganzen nicht. Dafür werden die Requisiten kreativ eingesetzt. Rossbach lässt ein Geschirrtuch wie eine Schlange davonkriechen und hat mit schnappwütigen Schubladen zu kämpfen. Besonders gut gelingt der Einsatz von Objekten mit übertrieben großen Dimensionen. In so einem Topf kann sie mit ihrem ganzen Körper verschwinden oder einen Löffel zum ebenbürtigen Tanz auffordern. In jenen wenigen Momenten können die Objekte neben der charmanten Darstellung bestehen.
„reinräumraus“ hat vielleicht keine denkwürdigen Höhepunkte, aber das, was hier angepackt wird, gelingt und ist verspielt und lustig. Viel gelacht hat das sehr junge Publikum nicht zuletzt über gut gemachten Slapstick, wenn etwa Dinge zu Boden fallen und die Frau ihnen nicht mehr nachkommt.
Besonders eingebunden wird das Publikum nicht. Die meisten setzen sich auf den Boden vor der ersten Reihe und die Darstellerin hält den Blickkontakt.
Gepunktet wird damit, nicht nur fantasievolle Einfälle aneinanderzureihen, sondern sich an konkretem Alltagsgeschehen zu orientieren, das auch Kinder wiedererkennen und kommentieren. Wie um diesen Bezug zu untermauern, bekommt auch jeder zum Schluss eine süße Kostprobe.
Premiere: 18. April 2014 – Dschungel Wien
Regie: Melika Ramic; Ausstattung: Christian Schlechter; Musik: Wendi Gessner; Dramaturgie: Marieke Breyne, Theresa Unger; Regieassistenz: Laura Andreß; Darstellerin: Myriam Rossbach