Die Odyssee des Telemachos von Kinderoper Wien | Dschungel Wien | 8-12 Jahre

Telemachos sucht seinen jahrelang verschollenen Vater Odysseus und findet ihn schließlich. So einfach könnte man den Plot zusammenfassen. Alle, die mit der Irrfahrtsgeschichte eines der bekanntesten Helden der griechischen Sagenwelt vertraut sind, wissen, dass es etwas komplizierter ist: Telemachos trifft auf Sirenen, einen Zyklopen und weitere mythische Figuren – Die letzte ist schließlich sein Vater.

Er ist nicht der Mann, den er sich all die Jahre vorgestellt hat. Odysseus ist kein strahlender und vor allem kein moralisch einwandfreier Held. Darüber hinaus wirkt er emotional distanziert, als er nach so langer Zeit seinem Sohn gegenübersteht. Telemachos nimmt diese Erkenntnis widerspruchslos an und kehrt allein nach Ithaka zurück. Dort erkennt er, dass er selbst sein eigener Held sein kann. An und für sich ist die Conclusio stimmig; Odysseus ist eine von vielen griechischen Sagenfiguren, deren Status als „Held“ aus heutiger Sicht fragwürdig ist. Der Sinneswandel, der gleichzeitig der Höhepunkt der Geschichte ist, kommt allerdings so jäh und reibungslos, dass die Wirkung (zu) klein bleibt.

Der antike Stoff wird mit moderner Instrumentierung und klassischem Gesang in Szene gesetzt: Die Figuren werden von professionellen Sänger*innen dargestellt, der Chor von Schüler*innen des BRG Pichelmayergasse. Mit E-Gitarre, Schlagwerk und Mischpult entstehen dichte, stimmungsvolle Musiklandschaften. Säßen die Musiker nicht im Blickfeld, könnte man leicht vergessen, dass es sich um nur zwei Instrumentalisten handelt. Die unkonventionelle Zusammensetzung funktioniert nicht bloß, sondern erzeugt eine bemerkenswerte Klangästhetik.

Die Kinderoper Die Odyssee des Telemachos ist eine musikalisch interessante Mischung aus elektronischer Instrumentalisierung und klassischem Gesang. Die erzählte Geschichte adaptiert den antiken Stoff und kommt zu einer gewichtigen, wenn auch überstürzten Conclusio.

Komposition & musikalische Leitung: Martin Brandlmayr | Libretto: Gerhard Dienstbier, Azelia Opak | Inszenierung: Azelia Opak | Ausstattung: Denise Leisentritt | Videoprojektion: Judith Selenko | Licht: Jürgen Erntl | Regiehospitanz: Maria Reichegger | Bühne & Technik: Ganesh Sergiyenko | Produktion: Julia Várkonyi | Schlagwerk & Percussion: Martin Brandlmayr | Gitarre & Elektronik: Martin Siewert | Telemachos: Gustav Wenzel Most/Vladimir Cabak | Penelope: Paula Jeckstadt/Anete Liepina | Menelaos & Odysseus: Clemens Kölbl | Chorleitung: Theresa Hemedinger | Chorassistenz: Lea Hemedinger | Chor: Chor des BRG Pichelmayergasse: Paulina Krampl, Valerie Krampl, Simon Langecker, Elisa Lind, Katharina Malek, Hannah Späte, Valentin Wenzl | Fotos: Julia Várkonyi

Ein Gedanke zu „Plötzlicher Sinneswandel“

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