„Weihnachtsgeschichten vom Franz“ (Dschungel Wien) ///
Wenn alle Wünsche in Erfüllung gehen /// Reinhard Strobl ///
Rainer Hertwigs Adaption von Christine Nöstlingers „Die Weihnachtsgeschichten
vom Franz“ unter der Regie von Sara Ostertag im Dschungel Wien.
Es ist der 20. Dezember, also vier Tage vor Weihnachten, und die Geschichte beginnt im
Kinderzimmer vom Franz. Aus verschiedenen Zelten, die zwischen unterschiedlichen
Musikinstrumenten angeordnet sind (Bühne: Christian Schlechter), schälen sich langsam die
Darsteller heraus und gleichzeitig wird ein wesentliches Element der Produktion – die Musik – deutlich. Alle drei Schauspieler und die Musikerin beherrschen jeweils mindestens ein Instrument, weshalb die narrative Ebene des Stücks auch immer wieder durch Lieder unterstützt wird, in denen die wesentlichen Inhalte hervorgehoben werden. Am markantesten ist hier ein von Franz (Simon Schober) für seine Freundin/Nachbarin Gabi (Wendi Gessner) komponiertes Liebeslied, und der von ihm gesungene Weihnachtsblues, als Weihnachten scheinbar in einer Katastrophe zu enden scheint. Neben den bereits erwähnten Figuren gibt es auch noch Franz‘ besten Freund Eberhard und seinen Bruder Josef sowie diverse andere Familienmitglieder, die alle von Simon Dietersdorfer und Michael Pöllmann dargestellt werden. Im Gegensatz zu den Kindern werden die Erwachsenen komplett überzeichnet und mit sehr grotesken Bewegungen dargestellt, während Gabis „Freund am Land“ Peter, bei dem sie Weihnachten verbringen soll, nur in den Erzählungen der Kinder vorkommt.
Bevor schließlich alles ein Gutes Ende nimmt und unter dem Christbaum alle Geschenke verteilt werden und Franz Gabi endlich sein Lied vorsingen kann, muss Franz noch diverse andere Probleme lösen. Während sich Gabi bei ihren Geschenken wenig Mühe macht, will Franz ihr einerseits nichts teures schenken und wünscht sich dabei jedoch einen ferngesteuerten Helikopter von seinen Eltern, den er sich dann aber selbst kauft. Als er daraufhin feststellt, dass er für niemanden mehr Geschenke und auch kein Geld mehr hat, kann ihm nur mehr die Oma helfen, bei der er den Helikopter gegen einen Schal für seine Eltern eintauscht.
So schön dieses Ende auch ist, indem alle glücklich und zufrieden sind, so stellt sich doch die Frage, ob man nicht vielleicht den Kindern vermitteln sollte, dass nicht alle Wünsche in Erfüllung gehen, bzw. dass man sich manchmal auch mit weniger zufrieden geben muss. Denn wo Franz auf einmal das Geld für Gabis neues Geschenk her hatte, und was mit dem Geld passiert ist, dass er sich davor von seinem besten Freund für den Helikopter ausgeliehen hatte, erfährt man leider nicht.
Premiere: 16.12.2010 – Dschungel Wien– Weihnachtsgeschichten vom Franz
Autorin: Christine Nöstlinger; Bühnenbearbeitung: Rainer Hertwig; Regie: Sara Ostertag; Schauspieler_innen & Musiker_innen: Simon Dietersdorfer, Wendi Gessner, Michael Pöllmann, Simon Schober; Musik: Simon Dietersdorfer, Wendi Gessner, Martin Hemmer
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