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tschick (c) lupi spuma

„Tschick“ (Next Liberty) ///

Hit the road, Tschick! Romantisches Road-Novel-Sprechtheater zu Gast in Wien /// Katrin Hammerl ///

So wie der Roman „Tschick“, wurde auch die Theateradaption schnell zu einem Erfolg. Jetzt spielt das Grazer Jugendtheater „Next Liberty“ die Abenteuergeschichte – und begeisterte das Publikum in Wien.

Endlich Sommer in Berlin! Doch der 14jährige Maik ist allein. Der Vater arbeitet, die Mutter ist alkoholkrank. Freunde hat er keine. Vielmehr ist er der Außenseiter der Klasse – genauso wie Tschick, ein russischer Aussiedler. Maik mag den wortkargen und proletenhaften Tschick eigentlich gar nicht. Wohl aus Einsamkeit lässt er sich dennoch auf einen Roadtrip mit ihm ein. Mit einem geklauten Auto machen sie sich auf die Reise, begegnen den unterschiedlichsten Menschen und bekommen in der Not immer Hilfe. Schließlich werden die beiden Freunde und stellen fest: Die Menschen sind gar nicht so schlecht, wie Eltern, Lehrer und das Fernsehen immer behaupten.

„Tschick“ ist nicht nur eine amüsante Road-Novel für Jugendliche, sondern eine Geschichte über den Menschen schlechthin: Es geht um Liebe, Vertrauen und Freundschaft. Da tut Regisseur Josef Maria Krasanovsky gut daran, nahe am Roman zu bleiben. Der knappe Sprachstil, die Ironie und der Jugendjargon des Originals bleiben nachvollziehbar. Und an der Hauptfigur werden die existenziellen Themen lebendig. Auch die Ich-Perspektive bleibt erhalten: Stets wendet Maik sich an das Publikum, um seine Gedanken und Gefühle mitzuteilen. Sebastian Mock spielt ihn mit viel Gespür für Zwischentöne. So fällt Einfühlung leicht und man kommt dem anfangs unbeholfenen und schüchternen Maik nach und nach näher.

Maiks und Tschicks Reise vollzieht sich in einem knapp gehaltenen Bühnenbild: ein Kipp-Podest wird zur Straße, zwei Autoreifen zum Auto, Verkehrsschilder verweisen auf Orte. Bilderreich unterstützt wird das Ganze von Live-Zeichnungen, die auf eine große Leinwand projiziert sind. Sie schaffen Landschaften und Atmosphären oder ergänzen die Handlung humorvoll. Doch nie aufdringlich, so dass der Fokus auf den Figuren bleibt. So gelingt dem gut eingespielten Ensemble eine abgerundete Aufführung. Menschlich berührend, und nie pathetisch.

Premiere: 18.01.2013 – Next Liberty– Gastspiel: 05.04.2013 – Theater Akzent

Autor: Wolfgang Herrndorf; Bühnenfassung: Robert Koall; Inszenierung: Josef Maria Krasanovsky; Ausstattung: Marlies Pfeifer; Live-Zeichner: Bernd Ertl; Darsteller_innen: Sebastian Mock, Benedikt Vyplel, Alisca Baumann, Carola Gartlgruber, Helmut Pucher

Von Nora

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