„Wolf“ (Dschungel Wien & het MUZtheater) ///
Pathetisch starke Blutrache: „Wolf“ /// Sara Schausberger ///
Schon zu Beginn ist klar, dass es in diesem Stück ums Töten gehen wird. Ein weißes Tuch, das die gesamte Bühnerückseite bedeckt, wird zu harter und brutaler Musik mit Blut vollgespritzt, ein blutiges Messer in einem Wasserkübel gewaschen. Die Inszenierung von „Wolf“ beginnt mit ihrem Ende. Es ist das Ende einer Geschichte, die vor allem von Blutrache handeln wird. Deshalb also das ganze Blut und die ganze Tragik schon zu Beginn.
Der holländische Regisseur und Autor Theo Fransz hat ein Stück geschrieben und inszeniert, das eine Geschichte erzählt, von der man meinen könnte, man hätte sie schon einmal gehört. „Wolf“ ist mystisch märchenhaft und zugleich das Kammerspiel eines Liebespaares. Ein in einen Menschen verwandelter Wolf (Florian Hackspiel) und eine junge Frau (Michèle Rohrbach ) verlieben sich ineinander. Sie ist diejenige im Dorf, die den Sand über die Gräber streut, damit die Toten Sandkörner zählen anstatt neue Tote zu sich zu holen. Es ist eine große Liebe, die zwischen den beiden entsteht. Aber Wolf wird irgendwann verstehen, dass seine Geliebte die letzte in der Blutlinie der Mörder seiner Familie ist und er sie aus Blutrache töten muss.
Neben der Liebe ist es aber nicht nur die Blutrache, die zum Schluss der Uraufführung im Dschungel Wien übrig bleibt, sondern auch der Tod als solches und der damit einhergehende Verlust sind als Themen zentral. Die Sehnsucht nach einem anderen Ort flackert zwischendurch immer wieder auf, besonders dann, wenn das Tuscheln der Leute angesprochen wird und unangenehme Dorfstrukturen ans Tageslicht kommen.
Michèle Rohrbachs und Florian Hackspiels Spiel ist expressiv und körperlich. Die Bühne (Mareile Krettek) ist simpel. Einzig das mit Blut bespritzte Tuch, einen Sandhaufen und die Projektionen eines Vollmonds braucht es um ein zeitloses Dorf, das überall sein könnte, entstehen zu lassen.
Ja, ein bißchen Vergangenheitskitsch wird hier betrieben, er trägt Hosenträger überm Hemd und hat die Hosenbeine hochgekrempelt. Sie ist in Blumenkleid und Gummistiefeln rustikal romantisch gekleidet. Und auch pathetisch wird es. Aber trotzdem funktioniert der Abend gut und vor allem darin liegt seine Stärke.
weitere Kritik: Wenn das erst der Anfang ist, wo dann beginnen? Wo enden? /// Tomáš Mikeska
Premiere: 17.04.2013 – Dschungel Wien – het MUZthaeter
Autor, Regie: Theo Fransz; Ausstattung: Mareile Krettek; Musik: Jan-Willem van Kruyssen; Dramaturgie, Regieassistenz: Martina Maggele; Lichtdesign: Stefan Enderle ; Darsteller_innen: Michèle Rohrbach, Florian Hackspiel