(c) Nurith Wagner-Strauss
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/// Dschungel Wien  /// Szenische Aufführung im Rahmen von Wien Modern mit dem Klangforum Wien /// 4+ /// Timon Mikocki 

Wien Modern hat es für passend gehalten, Mira Lobes Identitätsstück 44 Jahre nach seinem Erscheinen als Buch als konzertante Aufführung in den Dschungel Wien zu bringen. Als dramaturgischer Rahmenstifter fungiert das Klangforum Wien, ein modernes Orchester unter der Leitung von Bas Wiegers, das zu vierzehnt permanent auf der Bühne sitzt und von einigen temporär auftretenden MusikerInnen komplettiert wird. Ähnlich wie bei „Peter und der Wolf“ wird jedes Tier, auf das das Wollknäuel trifft, durch ein eigenes Instrument, eine eigene Klangfarbe und Melodie repräsentiert. Eine schöne Idee, wäre nicht die Musik so unzugänglich, dass sie bisweilen verstörend wirkt. Man hofft auf eine Auflösung der Dissonanzen, auf wohlgefällige Harmonie, passend zur Handlung zumindest am Ende, aber nix da.

Der tieftönende Erzähler, den das ansonsten fast stumme Wesen zur Seite gestellt bekommt, spricht wohltemperiert und zeitlich gut akkordiert. Den Fragwürdigkeiten der beliebten Geschichte kommt aber auch er nicht aus. Die an oberflächlichen Merkmalen aufgehängte Ablehnung der Tiere wird durch die schrägen Klänge fast bösartig. Unmotiviert schlägt die Verzweiflung des Wesens am Ende trotzdem in Zufriedenheit um. Wie unter Substanzeneinfluss steht das Ichbinich plötzlich auf der Wiese und ist zufrieden mit sich selbst, die Erzeugung von Wir-Gefühlen bleibt aus. Das sollte auch angesichts der Vorführungen in Farsi und Arabisch zu denken geben. Ein Benefit ist, dass die Tiertreffen zuammengehörig wirken, obwohl manche Tiere von verkleideten Menschen (sehr schöne Kostüme), andere von Pappfiguren und andere von Projektionen auf der hohen Leinwand dargestellt werden. Da das Spiel in der szenischen Fassung zugunsten der Musik in den Hintergrund tritt, wird man die Aufführung nicht gutheißen, wenn einem die Klänge Augen und Ohren eher verschließen. Den Kindern scheinen sie jedoch weniger auszumachen, sie rufen auch am Ende noch mit Begeisterung „Bumm!“, so wie vor der Aufführung geprobt.

Komposition: Georg Friedrich Haas; Musik: Klangforum Wien; Musikalische Leitung: Bas Wiegers; Inszenierung: Michael Scheidl; Ausstattung: Nora Scheidl; Ausstattungsassistenz: Lilija Tchourlina; Das kleine Ich: Franziska Adensamer; Puppenspieler: Angelo Konzett; Der Erzähler Peter Gruber; Video: Gerd Tschuden; Licht: Norbert Joachim; Klangregie: Peter Böhm, Florian Bogner; Video-Animation: Reinhold Fleischmann; Bildbearbeitung: Max Scheidl, Lilija Tchourlina; Maskenbau: Claudia Six; Bühnenbau/-malerei: Studio Objektiv, Hannes Frangenberg

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