„Das Niebelungenlied“ (Circus Elysium) ///
Was das genau war, kann man ja nachlesen /// Reinhard Strobl ///
Justus Neumanns Circus Elysium gastiert mit dem „Nibelungenlied“ im Fürstenhof des Museumsquartier.
In knapp zwei Stunden versucht Justus Neumann in seinem kleinen Zirkuszelt das nahezu Unmögliche – das komplette Nibelungenlied zu erzählen, zu singen und darzustellen. Die Verweise auf andere diesbezügliche Versuche, Fritz Langs Adaption in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts oder der alljährlich gespielte „Ring“ an der Wiener Staatsoper, dürfen dabei nicht fehlen, jedoch braucht Neumann weder die Möglichkeiten, die die Special-Effects-Abteilung beim Film bietet, noch die der Ausstattungsabteilung eines großen Opernhauses. Auch wenn es Neumann mit den exakten Details nicht ganz so genau nimmt, denn diese könne man ja auch getrost nachlesen, so transportiert er doch die wesentlichen Inhalte und beschreibt die wichtigsten ProtagonistInnen.
Neben seiner Stimme dient ihm dazu ein Sammelsurium aus altem Schrott, Maschinen und Geräten, die im Laufe des Abends zu den wesentlichen Requisiten werden. So schafft er sich analog zur Sage auch ein Schwert, wobei er dessen Schärfe nicht an einer auf dem Wasser treibenden Feder, sondern an einer Wurstsemmel demonstriert. Gerade durch diese kleinen Details kommt nie Langweile auf und man stellt sich vielmehr die Frage, welche Elemente sich Neumann noch aus dem Epos herausgepickt hat oder vielmehr, mit welchen Mitteln er diese darstellen wird.
Der ganze Abend wird mehr oder weniger von Neumann allein gestaltet, indem er neben anderen Siegfried, Kriemhild, Hagen und Gunther darstellt, jedoch auch immer wieder aus seiner jeweiligen Rolle fällt und Bezüge zum Hier und Jetzt herstellt. Unterstützt wird er dabei nur von dem Musiker Gerhard Gruber, der die Musik zum Stück sowohl komponierte, als auch den ganzen Abend über live spielt. Zusammen gestalten die beiden einen Abend, indem es sowohl die ganz kleinen, als auch ganz großen Gesten gibt und der darauf hoffen lässt, dass es bald eine Wiederaufnahme oder ein neues Stück des Zirkus Elysium zu sehen gibt.
Premiere: 10.9.2010 – Fürstenhof MQ
Darsteller: Justus Neumann; Regie: Hanspeter Horner; Komposition und Livemusik: Gerhard Huber; Buch: Justus Neumann und Hanspeter Horner; Konstruktion: Greg Methé; Technik: Wolfgang Kalal