„Auslandia“ (Dschungel Wien) ///
Tomáš Mikeska ///
All der Rassismus, Ausgrenzung, Intoleranz und Vorurteile. Für eine Gruppe von Jugendlichen Grund genug unserer Gesellschaft den Rücken zuzukehren. Doch wohin? Eine Frage, die Vieles bewegt und auch im Mittelpunkt dieser sozialkritischen Arbeit steht. Auslandia. So die Antwort. Ein Ort, an dem es keine Grenzen gibt. Ein Land das von Gleichheit und Freiheit beherrscht wird. Doch genau hier die nächste Frage: können Gleichheit und Freiheit herrschen? Auslandia, eine Utopie.
In Zusammenarbeit mit Macht Schule Theater, das 2008/2009 vom BMUK:K ins Leben gerufen wurde, haben sich 13 Schulen, in Zusammenarbeit mit erfahrenen Theatermachern, mit „sozialer Ausgrenzung und Rassismus“ innerhalb unseres Gesellschaftssystems befasst. Innerhalb dieses kreativen Prozesses, in Form von einer Schreibwerkstatt, entstand auch Auslandia. Ein Stationstheater, das seinen Aufführungsplatz im Gegenwartskunstdepot des MAK Wien gefunden hat und sich thematisch in die bedrückende Umgebung des Gefechtsturmes einfügt. Wunderbar situiert und gekonnt in Szene gesetzt, präsentieren die Schüler mit viel Selbstbewusstsein und Überzeugung ihre ausgearbeiteten Ideen der Öffentlichkeit. In Gruppen aufgeteilt bewegen sich die Besucher durch das historische Bauwerk und betreten Räume, in denen sie mit persönlichen Geschichten der Protagonisten – Geschichten über Intoleranz, Gewalt, Angst und Rassismus – konfrontiert werden. Stimmungsvoll ausgeleuchtet und mit einer elektronischen Tonkulisse untermalt, entführen die kurzen Episoden das Publikum in Erzählwelten, die den meisten fremd und doch im Stande sind zu berühren: ein überlegter dramaturgischer Aufbau, der die Suche nach Auslandia jedem nachvollziehbar macht.
Doch wie gelangt man zu diesem sagenumwobenen Land? Innerhalb der Inszenierung mit einem Aufzug. In Gruppen werden die Besucher in eines der oberen Stockwerke des Kriegbaus hochgefahren und dazu aufgefordert, Auslandia zu betreten. Haben die Zuschauer nach einer organisationsbedingten und leider viel zu langen Pause im Raum Platz genommen, werden ihnen die Entstehung und der Zerfall des Landes ohne Grenzen vor Augen geführt. Auslandia präsentiert sich auf drei Bühnen als eine Utopie, eine Flucht aus der Polarität die unsere Gesellschaft, unsere Welt und unser Dasein ausmacht. Ohne Schwarz kein Weiß, ohne Licht kein Dunkel. Auslandia. Ein Traum, der zum Platzen verurteilt ist, denn Demokratie kann nicht herrschen und Freiheit umso weniger. Mit diesem Werk schaffen es die Jugendlichen einen kritischen Kommentar zu einer bedeutenden Situation unseres Gesellschaftslebens abzugeben, der gerade in diesen Tagen an Aktualität gewonnen hat und vor dem wir die Augen nicht verschließen sollten. Schon gar nicht in Zeiten, in denen versucht wird Rechtsextremismus so mancher politischer Parteien hinter „Mut und Werten“ zu verschleiern und Rosenkränze statt Kruzifixen an die Wände zu hängen. Auslandia als ein jugendlicher Appell an unsere Toleranz und Demokratie, oder wie eine der beteiligten Schülerinnen selbst sagt an die Erkenntnis
„dass wir alle nur Menschen sind.“
weitere Kritiken: Letzte Station „Auslandia“ /// Sara Schausberger
Premiere: 13. April 2010 – MAK Gegenwartskunstdepot – Macht Schule Theater
Autor: Stephan Lack , Regie: Yvonne Zahn, Darsteller_innen: Cornelia Abfalter, Nilsu Bekar, Michael Berger, Flora Fassl, Pia Hendler, Sabrina Hamak, Raphaela Papai, Gabriel Horwath, Irina Imb, Nicolla Ivanov, Chantal Stummer, Kaja Kuschel, Jan Kuschel, Natalia Neumaier, Maja Pavkovic, Nina Slunsky, Fabian Zechmeister