„Monkeymind“ (Simon Mayer & Kopfhoch, imagetanz/brut Wien, Trip the Light Fantastic, spiel-X-port, Im_flieger) ///
Auf unsicherem Terrain: Tonspuren und Kartongebilde /// Sara Schausberger ///
Mikrofone und Glühbirnen. Größere und kleinere Schachteln. Gucklöcher und komische Rutschbahnen. Ein Megaphon, das plötzlich aus einer Luke im Karton herausschaut. Die Geräuschkulisse: ein Ticken. Der Tänzer und Performer Simon Mayer will zu sprechen beginnen und tut es dann doch nicht.
Die von Mayer entwickelte Performance „Monkeymind“ ist ein Spiel mit Erfindungen und Illusionen, mit Geräuschen und Rhythmen und dann und wann kommen kleine Geschichten ans Tageslicht, die wie Gedankenfetzen in einem von Unsicherheit geprägten Raum stehen.
Der buddhistische Begriff Monkeymind bezeichnet einen unbeständigen, launischen, fantasievollen und kreativen Geist. Simon Mayer stellt einen solchen Charakter auf der Bühne dar, er versucht sich in seiner Unsicherheit zurechtzufinden und kehrt Fragen nach außen, die ihm das Leben stellt. So fragt er sich und das Publikum Dinge wie: „Weißt du was hören ist?“ Seine Sprache bleibt dabei dilettantisch und ist gerade in ihrem Dilettantismus poetisch. „Der Tag an dem dir im Bauch deiner Mutter Ohren wachsen, ist der Tag, an dem du zum ersten Mal hören kannst.“
Und wie so ein Tag des ersten Mals ist auch das Stück. Es ist ein zum ersten Mal Dinge auf der Bühne aussprechen, die eigene Stimme ausprobieren, ein sich herantasten und dabei immer wieder stolpern. Verborgenes wird ausgegraben und Dinge werden zweckentfremdet. Es sind Kugeln in einer Kugelbahn, die den Rhythmus angeben, Tennisbälle, die den Beat machen, und ein Stethoskop, das vom Herzklopfen eines einsamen Menschen auf der Bühne zeugt. Alles in „Monkeymind“ wird irgendwann zu einem Rhythmus, ob es das Knarren eines Stuhls ist oder das Tippen auf einer Schreibmaschine. Die Musik, die Mayer zusammen mit Pascal Holper komponiert hat, ist so wie auch die Bühne (Andrea Simeon) ein eigenes System aus kleinen Erfindungen, das voller Überraschungen steckt.
Zum Schluss bleibt ein Stück übrig, das durchaus charmant und auf seine stille Art witzig ist, ein Konglomerat an Nettigkeiten, die gemeinsam aber leider trotzdem kein Ganzes ergeben wollen und unbeständig wie ein Monkeymind bleiben.
Premiere: 14.03.2013 – brut wien – Trip the Light Fantastic – spiel-X-port – Im_flieger – Simon Mayer
Künstlerische Leitung, Text, Musik, Soundinstallation, Performance: Simon Mayer; Sounddesign, Soundinstallation: Pascal Holper; Stagehand, Schreibmaschine, Drums, Performance: Mr. Icognito; Kostüm, Bühne, Visuelles, Performance: Andreas Simeon; Dramaturgische Beratung: Johanna Figl; Lichtdesign, Ton: Sebastian Bauer; Video: Konstantin Smola; Illustration: Sarah Egbert Eiersholt; Produktion: Alexandra Hutter
zum Interview mit Simon Mayer: Die Unsicherheit des Tänzers vor dem Sprechen /// Sara Schausberger