„Unterwegs mit Gulliver“ ///
Schauspiel und Figurentheater ab 6 Jahren /// Nach dem Roman von Jonathan Swift aus dem Jahre 1726 /// Guerilla Gorillas & DSCHUNGEL WIEN /// Sebastian Rieger
Dr. Lemuel Gulliver (Michael Alexander Pöllmann) sieht bereits aus wie ein Schiffbrüchiger: barfuß, mit nicht mehr als einem gestreiften Leibchen und abgewetzten Kniehosen. Doch er ist bemerkenswert gut gelaunt und anstatt sofort lange von sich selbst zu erzählen, will er von dem jungen Publikum erst einmal wissen, wohines denn schon einmal gereist ist. „Und dort wo du warst, gab es dort auch Riesen?“ fragt er dann.
Denn auch wenn seine eigenen Abenteuer gefahrenvoll und immer wieder von Enttäuschungen und Abschieden geprägt sind, ist dieser Gulliver immer noch stolz darauf, sie erlebt zu haben. Das ist die sympathische Haltung, mit der Holger Schober (Text und Regie) die berühmte Satire adaptiert.
An Gullivers Seite wird ihm ein weibliches Alter Ego gestellt (Myriam Rossbach, deren geheimnisvoller Auftritt eine geniale Überraschung ist). Willensstark und frech, hält sie gar nichts davon, als bloße Einbildung abgetan zu werden. Dieser anfangs unwillkommene Gast spielt in Gullivers Erzählung selbstbewusst mit und übernimmt die Rollen der Personen, denen er darin begegnet. Wie Geschwister zanken sich die zwei ständig und müssen sich doch schließlich aufeinander verlassen können.
Das Bühnenbild besteht aus unterschiedlichsten Koffern, aus denen die Darsteller ihre Requisiten ziehen können. Einfache Utensilien wie Socken oder Tücher werden dann sehr einfallsreich verwendet, um etwa Zwerge oder sprechende Pferde auf die Bühne zu zaubern.
Lobenswerterweise beschränkt sich das Stück nicht nur – wie viele andere Versionen des Stoffes – auf die Liliput-Episode, sondern verarbeitet auch andere Teile des Romans. Hinter den fantastischen Orten und Gesellschaften verstecken sich nämlich Kommentare zu menschlichen Schwächen, die besonders im Kontrast zueinander deutlich werden.
Mit einem ausgezeichneten Tempogefühl der Regie gehen sich in einer Stunde Aufführung dann gleich einige Geschichten aus. Das Stück gleitet von Pointe zu Pointe und von Höhepunkt zu Höhepunkt, indem es sich auf das Wesentliche konzentriert. Die Sprache ist modern, von einem unbändigen Wortwitz geprägt und mit Pop-Culture-Zitaten gespickt.
Premiere: 6. Dezember 2013 – Dschungel Wien
Autor, Regie: Holger Schober; Ausstattung: Holger Schober, Corinna Pumm; Regieassistenz, Visuals: Corinna Pumm; Licht: Alexander Suchy (DSCHUNGEL WIEN); DarstellerInnen: Myriam Rossbach, Michael Alexander Pöllmann