Di. Apr 16th, 2024
Print Friendly, PDF & Email

zazie in der metro (c) rainer berson

„Zazie in der Metro“ (TheaterFOXFIRE & Dschungel Wien) ///

Reinhard Strobl ///

Damit ihre Mutter Zeit für ihren Liebhaber hat, verbringt die 12jährige Zazie das Wochenende bei ihrem Onkel Gabriel in Paris, in der Hoffnung, endlich einmal die Metro zu sehen. Da diese bestreikt wird, beginnt für Zazie eine Reise durch Paris, die sie sowohl zum Eiffelturm als auch in das Varieté bringt, in dem ihr Onkel als spanische Tänzerin Gabriela aufritt. Unter der Regie von Corinne Eckstein entwickelte das TheaterFOXFIRE eine theatrale Fassung von „Zazie dans le métro“, die über weite Strecken an die gleichnahmige Nouvelle Vague – Filmadaption von Louis Malle erinnert.

Zazie wird von fünf Darstellerinnen (Leonie Berner, Anais Mazic- Huber, Clara Krasel, Ayla Mandoj, Marla Wiederhold) gespielt, die sowohl Monologe, als auch chorische Passagen sprechen und gleichzeitig das Geschehen auf Brecht’sche Weise kommentieren. In den anderen Rollen sind Tristan Jorde und Richard Schmetterer zu sehen, die (teilweise vergeblich) versuchen, sich gegen Zazie zu behaupten. Das funktionelle Bühnenbild (Sue-Alice Okukubo) besteht hauptsächlich aus Kisten, die vom Ensemble für die jeweilige Szene angepasst werden, sowie aus bodenlangen Fahnen, auf denen einerseits der Eiffelturm, als auch das Moulin Rouge zu sehen sind. Schön anzusehen sind die slapstickartigen Verfolgungsjagden, die immer wieder durch die erfrischenden Erzählungen Zazies und revueartigen Einlagen unterbrochen werden. Ob die starke Konzentration auf die „Hormosexualität“ (sic) von Gabriel, sowie der singuläre Verweis auf die Besetzung Paris‘ durch die Nationalsozialisten wirklich notwendig gewesen wäre, sei dahingestellt.

Mit „Ich bin älter geworden“ beantwortet Zazie am Ende des Stücks die Frage der Mutter nach dem Wochenende – ein schönes Ende des formal gut umgesetzten Stücks, auch – oder gerade weil – noch immer Zazies Frage im Raum steht: „Warum sagt man bestimmte Dinge, wenn man etwas ganz anderes meint?“

weitere Kritiken:

Zazie in der Mérto. Ein Stück über das Erwachsenwerden /// Sarah Wimmer

Premiere 23. September 2010 – Dschungel WienTheaterFOXFIRE

Regie, Textfassung: Corinne Eckenstein ;Dramaturgie, Assistenz: Anna Sonntag ;Bühne: Sophie Lux ;Kostüme: Ulli Nö ;Musik: Richard Schmetterer ;Videoinstallation, Fotos: Rainer Berson ;DarstellerInnen: Leonie Berner, Anais Mazic-Huber, Clara Krasel, Ayla Mandoj, Marla Wiederhold, Tristan Jorde, Richard Schmetterer


 


Von paul

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert