„Raumschiff Erde“ (toxic dreams & Dschungel Wien)

Kein Müll, kein Abfall, kein verdorbenes Essen oder schmutziges Wasser /// Reinhard Strobl ///

Toxic Dreams ziegen ihre interaktive Installation Raumschiff Erde im Dschungel Wien

„Am Anfang war nichts. Nichts. Nicht einmal ein leerer Raum.“ heißt es am Beginn von Raumschiff Erde. Doch eigentlich liegt der Beginn viel weiter zurück, denn bevor man den Theatersaal überhaupt betritt, muss man sich – ganz wie die Wissenschaftler – einen weißen Mantel anziehen. Es ist ein Stück über die Ausbeutung von Ressourcen, paradoxerweise wird also Energie in Form einer Theateraufführung „verschwendet“, um auf die Energieverschwendung aufmerksam zu machen. Die Lösung, jedem Besucher wird das Versprechen abgenommen, seinen persönlichen Energieverbrauch bewusst zu reduzieren. Ein etwas zäher Beginn, dafür besticht dann aber die maßstabsgetreue Weltkarte, die sich über die gesamte Fläche des Saals erstreckt.

Der wissenschaftlich-philosophische erste Teil geht schnell über in mythologische Sagen, über die Entstehung der Erde und der verschiedenen Arten, bevor im weiteren Stückverlauf u.a.  Ressourcenverknappung und Bevölkerungsentwicklung thematisiert werden. Und eben besagter Energieverbrauch, der durch den Verbrauch von Glühbirnen angegeben wird, denn für alle  abstrakten Zahlen und Vorgänge gibt es entsprechende, kindgerechte Analogien, so stehen z.B. Bic Macs für den übermäßigen Fleischkonsum.

Durch viele Spiele und den Einsatz audiovisueller Medien kommt es jedoch nie zu einer klassischen Vortragssituation, vielmehr wünscht man sich ein bisschen Ruhe, um sich auch auf das Vorgetragene zu konzentrieren. So spaziert man gerade an einer Seite der insgesamt 140 m² großen Weltkarte um das Kap der guten Hoffnung, während über das drohende Aussterben des Alpensteinbocks in Europa geredet wird, gefolgt vom amerikanischen Weißkopfseeadler. Die zunehmende Überfischung der Meere hingegen wird in einem Spiel vermittelt, indem das Ziel  gerade darin besteht, trotz Angel, gerade keine Fischgräte zu fangen.

Alles in allem regt der Besuch dieser Installation sicher eher dazu an, sich mit globalen (Umwelt-)Problemen auseinanderzusetzen, als so viele andere Vermittlungsformate. Ein etwas ressourcenschonender Umgang mit der Masse an Informationen sowie etwas mehr Sparsamkeit beim Einsatz der spielerischen Elemente, würde das Vergnügen aber wohl noch steigern.

Weitere Kritiken:   Aufruf zu Rettung der Welt /// Sara Schausberger

 

Premiere: 26.3.2012  Dschungel Wientoxic dreams

Konzept, künstlerische Leitung: Yosi Wanunu, Michael Strohmann; Weltkarte: Mayasari Feradina Zoesmar, Wolfgang Stückler; Video, Sound: Michael Strohmann, Martin Michl; Produktion: Kornelia Kilga; Sprecher_innen: Anna Mendelssohn, Jutta Schwarz, Elisabeth Prohaska, Jonas Ferdinand Kilga, Peter Stamer

Von paul

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